collagen.

eröffnung  :::    18.05.2023 ab 19:00 uhr 

ausstellungsaduer :: 18.05.2023 -  31.05.2023

öffnungszeiten :: montag, dienstag,mitwochs, samstag und sonntag von 18:00 -  21:00 uhr

artisttalk: pfingstmontag, 29.5.2023 um 19 uhr (einlass 18uhr) 

ausklang: mittwoch, 31.5.2023 von 18-21 uhr

 

 

prinzip und medium der collage haben sich auch im 21. jahrhundert als eine der fruchtbarsten inspirationsquellen bildender kunst erwiesen. unser team besuchte die acht künstlerinnen und künstler nacheinander in ihren jeweiligen ateliers, sichtete ihre werke aufs intensivste und suchte die stärksten unter ihnen als plastische beispiele für das in der geplanten ausstellung darzustellende breite spektrum der collage gleich vor ort aus. soviel lässt sich sofort feststellen: so verschieden die acht künstlerinnen und künstler von ihrer vorgehensweise, kompositionsauffassung und materialbehandlung im einzelnen auch sein mögen, was sie allesamt eint, das ist ihre kindliche entdeckungslust, die sie sich als erwachsene erhalten haben. 

teilnehmende künstler*innen: 

rj bardowick, martin bronsema, gerald chors, monika hahn, petra hasselbring, paolo moretto, natias neutert, elena raulf  

weiteres auf https://www.facebook.com/xponart sowie auf instagram xponartgallery 

was das collagieren mit hilfe spitzer schere und scharfem federmesser an schier endlosen gestaltungsmöglichkeiten bietet, das wird von rj bardowick immer wieder exzessiv erprobt und erschlossen. auf diese weise gelangt der von der malerei herkommende künstler in seinen „suiten“ immer wieder zu völlig neuartigen musterbildungen: fein in sich abgestufte, kurvige, überwiegend organische formen meist abstrakter art, die durch hineinnahme des einen oder anderen gegenständlichen oder figürlichen elements zusätzliche spannung erhalten. 

bis auf zwei der hier ausgestellten collagen und objekte, die durch farbigkeit akzentuiert sind, greift martin bronsema mit seinen überwiegend in grauwerten angelegten collagen kleineren formats durchgängig auf die aus zeitgeschichtlichen magazinen ausgeschnittenen fotos zurück. indem er deren inhalte mal behutsamer ironisiert, mal heftiger attackiert gelingt es ihm, auf vorgefundene gesellschaftliche und soziale problemstellungen ein äußerst erhellendes schlaglicht zu werfen. 

wie gerald chors negative, fotoabzüge, illustrationen und bestimmte buchseiten in parallel-additiver reihung vor sich hin legt, verrät der dabei angewandte übersichtsblick den experimental-fotografen, der er ist und der das sichten neben- und untereinander vor sich hingelegter bildmaterialien durch die arbeit am leuchttisch kennt. im vorliegenden fall ist so mit „actually, my girl is a rockstar“ eine collage eher unüblichen typs entstanden. sie erinnert eher an eine jener album-seiten, wie sie vom berühmten „mnemosyne atlas“ des kunsthistorikers aby warburg her geläufig sind, und behauptet sich doch in ihrer eigenständigkeit. 

obwohl die ehemalige illustratorin monika hahn einen malerisch-zeichnerischen akademischen hintergrund hat, hat sie sich seit jahren auf das bizarre, mitunter fast schon barockisierende erschaffen von plastischen figuren verlegt, mit gelegentlichen anklängen an rituelle afrikanische objekte. sei es eine abgenutzte zahnbürste, sei es eine ausgediente backform — nichts von dem, was der künstlerin an solchen normalerweise im müll landenden dingen zwischen die finger kommt, ist vor ihrer phantasievollen ästhetischen resteverwertung sicher. 

petra hasselbring kommt wie die meisten der ausstellenden von der malerei her. bei ihren collagen geht sie - entweder in eindeutiger vertikal- oder ebenso eindeutiger horizontalspannung - zwar vom geläufigen figur-grund-schema aus, überlässt es aber im gegensatz dazu weitgehend dem zufall und ihrer intuition, welche der rissigen fundstücke - restbestände von plakatwänden, allerlei prospekten und kontobüchern - schließlich in ein endgültiges kompositorisches, geradezu malerisch wirkendes verhältnis zueinander gesetzt werden. erst danach durchbricht sie das jeweilige gestaltungsergebnis durch winzige zeichnerische oder gestempelte spannungsvolle grafische einsprengsel. 

paolo moretto ist ursprünglich bildhauer und hat sich sich schon lange der collage zugewandt. die bildhauerische vertrautheit mit materialien aller art, auch sprödesten, die bearbeitet sein wollen, kommt ihm dabei zu gute. er verwendet nicht nur fotos, zeichnungen oder kalenderblätter, sondern auch materialien wie schmirgelpapier, plastikplane oder bunt bedruckte stoffreste, die er mit wild drauflos ratternder nähmaschine so vernäht, dass sich das garn verzieht und in langen fäden lose flatternd über die jeweiligen bildränder hängt, wodurch die kompakt gefügten foto-, form- und farbelemente seiner collagen eine quasi zeichnerische note hinzugewinnen. sein faible für von innen beklebte schatullen steigert sich bei ihm bis zum verschachtelten kunstobjekt mitten im dreidimensionalen raum. 

an den ausstellungsstücken von natias neutert — innerhalb der ausstellenden gruppierung so etwas wie ein alt-meister der collage — lässt sich die entwicklung, die die collage und das kunstobjekt im übergang vom 20. ins 21. jahrhundert genommen hat, zeitlich recht gut nachvollziehen. ausgestellt sind werke des künstlers aus über fünfzigjähriger schaffenszeit: von der einst in paris entstandenen und aus reststücken eines von ihm wütend zerschnittenen eigenen gemäldes angefertigten allerersten collage überhaupt, bis hin zu den collagen aus jüngster zeit mit ihrer tendenz zu storytelling, atmosphärischem und pointierter bildgestaltung. 

der materialaufwand, den elena raulf mit ihren arbeiten auf papier betreibt, ist im vergleich zu den übrigen beteiligten erstaunlich minimal. die angestrebte bildwirkung erreicht sie, indem sie den intimen charakter ihrer fotografischen selbstinszenierungen mit stilisierten frontansichten urbaner architektur konfrontiert, verfremdende hinzufügungen, die sie ihren bekannten großformatigen motivgleichen gemälden entnimmt und in form des eigenzitats ins jeweilige fotokopierte bild integriert.